Bewohner*innen wurden über die Feiertage aber faktisch gezwungen, den Tagesaufenthalt aufzugeben!
Am 29.05.2020 entschloss die Stadt München kurzfristig, den Übernachtungsschutz in der Bayernkaserne doch noch bis mindestens Ende Juni ganztägig offen zu halten. Sie reagierte damit auf den öffentlichen Protest von obdachlosen Münchner*innen. Am Sonntag 31.05.20, erhielten Nutzer*innen in der Bayernkaserne jedoch kein Essen. Während der Coronakrise wurden bisher drei Mahlzeiten täglich ausgegeben. Auch am Pfingstmontag gab es tagsüber kein Essen. Der Hunger zwang deshalb die Nutzer*innen, die Unterkunft zu verlassen, um etwas zu Essen in der Stadt zu besorgen. Weil Geschäfte und auch viele Essensausgaben über die Feiertage geschlossen hatten, blieben viele hungrig. Bewohner*innen des Übernachtungsschutz ist es darüber hinaus derzeit nicht erlaubt, das Gelände tagsüber wieder zu betreten, wenn sie es einmal verlassen haben. Ohne Essensversorgung sind sie aber dazu gezwungen, die Kaserne zu verlassen – die Bewohner*innen werden so faktisch ‚ausgehungert‘. Erst Montag Abend gab es im Übernachtungsschutz wieder eine Mahlzeit – aber das wurde den obdachlosen Menschen erst 2 Stunden vorher und auf wiederholte Nachfrage mitgeteilt.
Die Bewohner*innen wurden über alle Entwicklungen nicht oder nur ungenügend informiert. Noch Freitag um 20 Uhr erklärte ein Aushang in der Bayernkaserne fälschlicherweise, dass die Unterkunft am Montag schließe (nur auf Deutsch). Auch die Einstellung der Essensausgabe am Sonntag überraschte sie. Falls den Juni über tagsüber kein Essen ausgegeben werden sollte und das willkürliche Verbot der Rückkehr in den Tagesaufenthalt bliebt, sind die Bewohner*innen faktisch tagsüber ausgesperrt und die vermeintliche Öffnung wäre eine Farce.
Ein obdachloser Gelegenheitsarbeiter aus Bulgarien fasste das zentrale Anliegen der protestierenden obdachlosen Münchner*innen auf einer Kundgebung auf dem Odeonsplatz am Samstag folgendermaßen zusammen: „Wir wollen wie Menschen und nicht wie Abschaum behandelt werden!“. Folgende Forderungen stellten sie im Einzelnen auf:
1. Der Zugang sollte 24 Stunden am Tag möglich sein. Nutzer*innen müssen die Möglichkeit haben, Erledigungen zu machen, Spazieren zu gehen, Schichtarbeit nachzugehen.
2. Es sollte drei Mahlzeiten am Tag geben.
3. Die Zahl der Menschen in einem Zimmer sollte reduziert werden.
4. Momentan werden Menschen abgewiesen, die zuvor mehr als 2 Tage anderswo geschlafen haben. Diese Regel sollte aufgehoben werden.
5. Es braucht dringend Internetzugang im Übernachtungsschutz.
6. Sauberkeit und Hygiene sollten verbessert werden und den Bewohner*innen Mittel zur Verfügung gestellt werden, selber für Sauberkeit zu sorgen.
7. Alle Bedürftigen sollten eine finanzielle Corona-Soforthilfe erhalten.
8. Die Stadt sollte ihre Angebote ausweiten, um obdachlose Personen konsequent mehrsprachig über ihre Rechte zu informieren und bei der Geltendmachung von Leistungen zu unterstützen.
9. Die Nutzer*innen des Übernachtungsschutzes wollen mit Respekt behandelt werden.
10. Alle Menschen sollten Zugang zu menschenwürdigem Wohnraum und Sozialwohnungen haben.
Auch am 18.3.20 und 28.5.20 hatten obdachlose Münchner*innen auf ihre Situation öffentlich aufmerksam gemacht.