Die Nutzer*innen des Übernachtungsschutzes in der Bayernkaserne sollen ab November tagsüber wieder auf die Straße geschickt werden – trotz massiv steigender Coronazahlen und sinkender Temperaturen! Dies wurde ihnen von Verantwortlichen mitgeteilt. Diese Neuigkeiten verursachten Panik und Protest unter den Nutzer*innen, da die Entscheidung ihre ohnehin sehr prekären Lebensumstände – besonders im Lichte der Pandemie und des herannahenden Winters – sehr verschlimmern wird.
Natürlich kann auch der Übernachtungsschutz keine nachhaltige Lösung für die von Obdachlosigkeit betroffenen Nutzer*innen bieten. Nichtsdestotrotz kommt er zumindest einigen alltäglichen Grundbedürfnissen von Münchner*innen nach, denen der Zugang zu Sozialwohnungen und auch zum regulären Notunterbringungssystem der Stadt verwehrt ist. Alle Menschen brauchen eine sichere Aufenthaltsmöglichkeit, auch tagsüber. Ganz besonders wichtig ist der Tagesaufenthalt für Schichtarbeiter*innen, kranke und alte Personen. Außerdem bietet er die Möglichkeit, sich vor Gesundheitsrisiken zu schützen. Eine Beendigung des Tagesaufenthalts würde Menschen nicht nur im Winter auf die Straße setzen, sondern auch den Kampf gegen die Pandemie erschweren.
Die durchgängige Öffnung ermöglichte den Nutzer*innen zudem, mit selbstgewählten Zimmerkolleg*innen dauerhaft in einem Zimmer zu schlafen und nicht jede Nacht mit neuen Menschen einen Raum teilen zu müssen, was sinnvoll und in Zeiten von Corona aus gesundheitspolitischer Sicht auch wichtig ist. Es ist zu befürchten, dass die Menschen in der Bayernkaserne wieder jeden Morgen das Gelände verlassen, all ihre Sachen mitnehmen, sich oft unnötigerweise in öffentliche Verkehrsmittel und überfüllte Räume (besonders im Winter) begeben müssen etc. Bepackt können sie auch keine Arbeit suchen. Sie können sich tagsüber nicht ausruhen. Deswegen können sie dann auch nicht mehr in Schicht oder nachts arbeiten. Unter anderem aus diesen Gründen sind auch Aufenthaltsangebote in der Stadt kein Ersatz.
Wir bitten die Entscheidungsträger*innen im Stadtrat und in der städtischen Verwaltung, die folgenden Forderungen von Nutzer*innen des Übernachtungsschutz zu berücksichtigen:
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Die Räumlichkeiten des Übernachtungsschutz sollten für die Nutzer*innen auch nach dem 30. Oktober weiterhin tagsüber zur Verfügung stehen.
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Es sollte sichergestellt sein, dass die Nutzer*innen über die Zeit mit gleichbleibenden und selbstgewählten Zimmerkoleg*innen ihre Räume teilen.
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Den Nutzer*innen sollten weiterhin private, abschließbare Spinde für ihre Habseligkeiten zur Verfügung stehen.