Am 29. Juli 2012 gibt es wieder eine Radlaktion im Kulturzentrum Wörthhof!
Am 29. Juli 2012 gibt es wieder eine Radlaktion im Kulturzentrum Wörthhof!
Filmvorführung & Infoveranstaltung am Vorabend des transnationalen Migrant_innenstreiks
**Film mit und über bulgarische Arbeiter_innen**
D 2011 · R: Birgit Riegler, Felix Remter, Nina Reiprich, Michael Sommerauer, Savas Tetik · 32 min.
Mittwoch, 29.02.2012, 21 Uhr, Kafe Marat (Thalkirchnerstrasse 102)
Ein Filmemacher (evtl) und Mitglieder der Initiative Zivilcourage werden anwesend sein und von ihrer Arbeit erzählen.
Diese Veranstaltung findet zum Anlass des transnationalen Migrant_innenstreiks am 1. März statt.
Nach Vorbild der „precarias a la deriva“ wollen wir am 1. März auch aktivistisch-forscherische Streifzüge auf Spuren der Prekarisierung durch die Stadt unternehmen. Bei Interesse, meldet euch unter inizivi@gmx.de.
Münchens Tagelöhner – ein Leben im Schatten im Münchner Merkur
„Keine 15 Meter kann Savas Tetik die Goethestraße entlang gehen, ohne dass ihn jemand anhält. „Merhaba“, sagt die ältere Dame, „Salam aleikum“, ein junger Mann. Einer nach dem anderen zieht ein Papier aus der Tasche – vom Amt für Migration und Wohnen oder vom Kreisverwaltungsreferat – und redet dann auf türkisch auf den 49-Jährigen mit dem schwarzgrauen Bart und dem Rucksack ein. „Bei jedem steckt eine Geschichte dahinter“, sagt Tetik und schaut ein wenig traurig. Denn es ist meist keine gute Geschichte. Seit 2008 ist Savas Tetik bei der „Initiative Zivilcourage“ aktiv, die sich für Arbeitsgerechtigkeit für Tagelöhner einsetzt. Ein junges Paar aus Bulgarien erscheint an seinem Stammplatz, einem Backshop an der Schwanthaler- Ecke Goethestraße. Er in orangener Bomberjacke, sie mit zusammengebundenen, schwarzen Haaren und tiefen Augenringen. Sie haben ein Papier dabei, vom Vermieter: Wenn sie nicht sofort 50 Euro für zwei Betten im Wohnheim bezahlen, sitzen die beiden auf der Straße. Wo das Geld herkommen soll, das wissen sie nicht. Der junge Mann hat keine Arbeit, die Frau wartet auf 940 Euro Lohn von ihrem Putzjob in einem Hotel.[…]“
Im Zentrum der Stadt, aber am Rande der Stadtgesellschaft – Arbeiter_innen aus den neuen EU-Ländern leben oft ohne angemessenen Wohnraum oder auf der Straße, arbeiten in unsicheren Arbeitsverhältnissen, sind so dem Gutdünken der Auftraggeber und Polizeiwillkür ausgesetzt. Auch wenn sie als EU-Bürger_innen ‚Freizügigkeit‘ genießen, sind ihre Arbeitsrechte extrem eingeschränkt. Bürokratische Hürden, mangelnde Informationsangebote und die Sprachbarrieren verhindern einen Zugang zu den wenigen Unterstützungsangeboten, Vorurteile und Rassismus erschweren ihren Alltag.
Seit 2010 arbeiten wir im Hauptbahnhofviertel eng mit diesen prekarisierten Münchner_innen zusammen. In einer wöchentlichen Beratung versuchen wir gemeinsam, Wege zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu finden. Wir begleiten durch die komplexe, meist einsprachige und oft diskriminierende Bürokratie, veranstalten Diskussions- und Infoabende, bei Bedarf Deutschkurse, und versuchen, die politische Selbstorganisation der Arbeiter_innen zu unterstützen, und so nicht nur die ‚kleinen‘ Probleme des Alltags anzugehen, sondern auch das große Ganze.
Die Beratung findet momentan am Dienstag von 10 bis 13 Uhr in der Import Export Bar (Goethestraße 30) statt.
Kommt doch einfach mal vorbei!
Es ist viel zu tun, aber wir kommen an unsere Grenzen und suchen dringend mehr Leute. Falls ihr Dienstags keine Zeit habt, aber Lust uns im Kampf gegen Ausbeutung und Diskriminierung zu unterstützen, schreibt uns eine E-Mail: inizivi@gmx.de oder schaut auf www.inizivi.antira.info.
Freitag, 28.10.2011, 18:30 Uhr
Augsburger Strasse 13 (in den Räumen des Bayerischen Flüchtlingsrats)
Katunitsa, 23. September 2011. Die südbulgarische Kleinstadt ist Ausgangspunkt der Eskalation. Am Anfang stand scheinbar unpolitischer Konflikt: Bei einem Autounfall kommt ein 19-jähriger Einwohner ums Leben. Verantwortlich gemacht wird Kiril Raşkov, ein Angehöriger der Roma-Minderheit, der in Mafiageschäfte verwickelt sein soll. Noch in derselben Nacht kommt es zu ersten Protesten, Raşkovs Haus wird angezündet. In den folgenden Tagen gehen immer mehr Menschen auf die Straßen, bald in allen größeren Städten Bulgariens. „Zigeuner zu Seife“, oder „Türken unters Messer“ wird skandiert. Weitere Häuser brennen, Viertel der türkischen und der Roma- Minderheit werden angegriffen. Abi K. ist am 29.09. aus Pazarjik nach München zurückgereist:
„Seit vier Tagen traut sich im türkischen Viertel unserer Stadt keiner mehr aus dem Haus. Wir haben Angst, können nicht mehr schlafen, nicht mehr in die Arbeit oder zum Einkaufen gehen und die Kinder nicht mehr in die Schule. Unser Viertel wird von organisierten Schlägertrupps, die meist vermummt auf Motorrädern anrücken, angegriffen. Erst gestern wurden wieder fünf oder sechs Leute aus der Nachbarschaft verprügelt. (…) Als ich heute nach München gefahren bin, sagte der bulgarische Grenzpolizist, ich solle nicht flüchten, sondern in Bulgarien bleiben, um zu sterben – das wäre besser“.
Ein 6-seitiger Bericht zur Situation der TagelöhnerInnen in München in der neuen BISS.
In München versammelten sich gestern, am 8.10., ca. 150 Personen, um gemeinsam auf die rassistischen Ausschreitungen derzeit in Bulgarien aufmerksam zu machen.
Der Demozug formierte sich um 15.30 vor der Goethestraße 30 im südlichen Bahnhofsviertel. Lautstark ging es durch die Landwehrstraße bis zur Sonnenstraße, wo am Sendlinger Tor eine ca. halbstündige Abschlusskundgebung in Türkisch und Deutsch abgehalten wurde.Etwa 150 Personen waren dem Demo-Aufruf der Initiative für Zivilcourage gefolgt. Dieser wurde, trotz der Spontanität der Aktion, von zahlreichen Gruppen, wie der IWW München, der Karawane München oder dem Kafe Marat weiterverbreitet und unterstützt. Dabei wurde auch die Münchner Politik der Abschreckung an den Pranger gestellt.
Hier mehr zur Lage in Bulgarien.
Berichten zu folge gibt es derzeit zwar keine großen Pogrome mehr im Ort Pazarjik, gewalttätige Übergriffe sind aber immer noch an der Tagesordnung. So wurden am Donnerstag 3 Angehörige der türkischen Minderheit angegriffen und einer schwer mit einem Messer verletzt.
Am Donnerstag fuhren viele ArbeiterInnen in 3 Bussen von München nach Pazarjik um gemeinsam mit ihren Familien den Bedrohung Stand zu halten.
Am Samstag, den 8.10.11 um 15.30 Uhr werden bulgarische Münchener_innen und
Unterstützer_innen eine Demonstration mit anschließender Kundgebung, von der Goethestraße (Ecke Landwehrstraße) zum Sendlinger-Tor-Platz, veranstalten, um auf die gegen Minderheiten gerichteten Pogrome in Bulgarien aufmerksam zu machen.
Abi K., Angehöriger der türkischen Minderheit Bulgariens, ist am Freitag, den 29.09. aus Pasardschik in Bulgarien nach München gekommen. Er berichtet noch am selben Tag: „Seit vier Tagen traut sich im türkischen Viertel unserer Stadt keiner mehr aus dem Haus. Wir haben Angst, können nicht mehr schlafen, nicht mehr in die Arbeit oder zum Einkaufen gehen und die Kinder nicht mehr in die Schule. Unser Viertel wird von organisierten Schlägertrupps, die meist vermummt auf Motorrädern anrücken, angegriffen. Erst gestern wurden wieder fünf oder sechs Leute aus der Nachbarschaft verprügelt. Die Polizei hat zwar das Viertel umstellt um uns zu schützen, aber die Hilfe von der Polizei ist nur halbherzig, die Schläger kommen trotzdem ins Viertel und verprügeln uns, wir haben kein Vertrauen in die Polizei. Als ich heute nach München gefahren bin, sagte der bulgarische Grenzpolizist, ich solle nicht flüchten, sondern in Bulgarien bleiben, um zu sterben – das wäre besser.“
Der tragische Tod eines jungen Mannes in der südbulgarischen Stadt Katuniza wird von rassistischen Gruppen, die der etablierten rechtsradikalen Partei Ataka1 nahestehen, genutzt, um in zahlreichen bulgarischen Städten rassistische Ausschreitungen gegen die Minderheiten der Roma und Türken zu rechtfertigen und zu organisieren2.
Einige hundert türkischstämmige Bulgar_innen leben in München unter äußerst prekären Umständen, um hier zu arbeiten. Die Stimmung unter ihnen ist in diesen Tagen von Angst geprägt. „Die Ataka-Leute rufen immer, sie werden Seife aus uns machen, wenn sie an der Macht sind“, erzählt Yasar M. aus Parsardschik. „Heute hat meine Mutter angerufen: Ich soll sofort meine Kinder nach Deutschland holen, weil sie in Gefahr sind. Wir wollen unsere Familien und Kinder holen!“
Zur strukturellen Ausgrenzung der bulgarischen Minderheiten, etwa aus dem Arbeitsmarkt und Sozialsystem (die EU-Fördergelder, die an Bulgarien gezahlt werden, um diese strukturellen Ungerechtigkeiten zu beseitigen, scheinen bei den Betroffenen nicht anzukommen), kommt physische Bedrohung und Gewalt. Sebahattin M. wünscht sich: „Die deutsche Öffentlichkeit soll sehen, was in unserer Heimat passiert und verstehen, warum wir Bulgarien verlassen! Warum werden diese Nazis in Bulgarien akzeptiert und mit solchem Einfluss ausgestattet? Das ist in Bulgarien so, als ob in Deutschland die Regierung mit Unterstützung der NPD an der Macht wäre! Es werden gerade alle Roma und Türken für den Tod des Mannes verantwortlich gemacht. Aber wir können nichts dafür, das ist weit weg von uns geschehen!“
Die Initiative Zivilcourage und das Kulturzentrum Wörthhof veranstalten eine neue Radlaktion inklusive Straßenfest am Donnerstag, 21. Juli 2011, 19.00 Uhr, am Bordeaux-Platz in Haidhausen.
Alle sind herzlich eingeladen!
Wir werden wieder ca. 150 Fahrräder verschenken, an Menschen, die ein Fahrrad brauchen können.
Für ein buntes musikalisches Begleitprogramm ist gesorgt: Es gibt bayerische Musik mit Josef Zapf und Freunden zu hören!
Gemeinsam demonstrieren wir für eine offene Politik, für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit.
* Mobil auf Rädern für ein offenes, solidarisches politisches Bewusstsein!
* Mobil auf Rädern für eine gerechtere Gesellschaft!
Für alle, die nicht benutzte Fahrräder zu hause stehen haben:
Wir können für unsere Aktion weiterhin Räder brauchen, aber bitte nur noch in halbwegs fahrbarem Zustand. Wir holen die Räder auch selber ab, oder ihr könnt sie zum Kulturzentrum Wörthhof bringen.
Am 16.09.2010 hatten wir, die Initiative Zivilcourage, eine erste erfolgreiche Radlaktion veranstaltet.
Nach einem Aufruf hatten wir von Münchner Bürgerinnen und Bürgern ca. 150 Fahrräder bekommen, die wir an bulgarische Tagelöhner_innen, die in unter sehr prekären Bedingungen in München leben, verschenkt haben.
Sie haben so nun die Möglichkeit in München mobil zu sein, auch wenn sie sich keine MVV-Tickets leisten können.
Wir demonstrierten bei dieser Gelegenheit gemeinsam unsere Solidarität mit den rumänischen und bulgarischen Roma, die gerade systematisch aus Frankreich abgeschoben wurden.
Neben unseren bulgarischen Freunden gibt es natürlich auch viele andere Menschen, die unter Ausgrenzung, Ausbeutung und andern Ungerechtigkeiten zu leiden haben. Das Ziel der Initiative Zivilcourage ist es, diese Menschen zu stärken und gemeinsam neue Wege des Zusammenlebens zu beschreiten, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen und zu überwinden.
Um dieses Ziel zu unterstreichen sagen wir: Räder Für Alle!
Initiative für Zivilcourage und das Kulturzentrum Wörthhof
Wörthstr.10, 81667 München
Telefon: 089/44454158
E-mail: info@woerthhof.de[mailto:info(at) woerthhof.de]
Am Mittwoch, den 13.3.11, veranstalteten wir mit Münchner Bulgar_innen und einigen Münchner Unterstützergruppen gemeinsam als Bündnis gegen Obdachlosigkeit und Mietwucher eine Kundgebung vor dem Amt für Wohnen und Migration. Ca. 150 Leute forderten kraftvoll und lautstark bezahlbaren und würdigen Wohnraum für alle, die in dieser Stadt leben, sowie Unterstützung der Stadt für Menschen in Notlagen. Es gab Redebeiträge des Bündnisses, der Initiative Zivilcourage, eines bulgarischen Arbeiters und der Karawane München. Der Leiter des Amts, Rudolf Stummvoll, weigerte sich leider zu den Leuten auf die Straße zu kommen um dort mit ihnen zu sprechen. Nur eine Gruppe von vier Personen (ohne Presse) durfte zu ihm ins Büro kommen, ein Gespräch führen und ihm unsere Resolution übergeben. Dabei war er in keinem Punkt bereit, die Politik der Stadt in Frage zu stellen. Auch nicht die städtische Anweisung an die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, ihre Dienste Menschen vorzuenthalten, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Mit dem Satz „Jeder ist seines Glückes Schmied“ wies er die Verantwortung der Stadt für hunderte Menschen, die teils mit ihren Kindern ohne Obdach in München leben, von sich.